Konzept
WAS WÄRE EIN
"BETTER LIVING" FÜR ALLE?
Die AGENCY FOR BETTER LIVING möchte Möglichkeiten, Räume und Regeln für ein BETTER LIVING, also ein besseres Leben für alle, ausloten. Die Ausstellung stellt die Frage, wie ein solches BETTER LIVING gelingen kann, exemplarisch dargestellt anhand von zwei Städten, Wien und Rom. Besucher:innen der Ausstellung sind eingeladen, sich der AGENCY anzuschließen und damit Teil einer Veränderung zu werden. Der Hof des Pavillons wird zum Arbeits- und Verhandlungsraum der AGENCY, in dem während der Biennale gemeinsam mit Besucher:innen und Akteur:innen in einem dichten Programm Modelle, Prozesse und Architekturen für ein BETTER LIVING ausgehandelt werden.
SPEKULATION VERSUS
RECHT AUF WOHNEN
Nichts ist heute dringlicher als die Frage nach leistbarem Wohnen. Wohnungen sind längst handelbare Finanzprodukte, also Spekulationsobjekte, geworden. Die Wohnraumversorgung ist vielfach an Private übergeben, Mietpreise steigen rasant, und Städte werden zunehmend unbewohnbar. Anstelle von sozialem Wohnungsbau entstehen Anlegerwohnungen oder Luxusapartments, und der Bestand wird an Airbnb vermietet. Kapitalistische Marktmechanismen bestimmen zunehmend, wie gut oder schlecht man in einer Stadt wohnt und lebt. Wer mehr als die Hälfte seines Einkommens für Miete ausgeben muss, kann sich das Leben in der Stadt nicht mehr leisten und wird verdrängt. Die Lage ist brisant, daher sollten wir genau jetzt beginnen, es anders zu machen mit dem Wohnen.

Quartier Sonnwendviertel, eines der neuen Stadtquartiere in Wien
Foto: Paul Sebesta
Wohnen, Arbeiten,
Leben und Lieben
Was wäre also ein BETTER LIVING für alle? Die Ökonomie alleine, so meinen wir, wird uns nicht retten. Ein umfassenderer Blick ist notwendig, auf die Art und Weise, wie wir uns in Zeiten multipler Krisen im Verhältnis zu anderen Menschen, zur Stadt und ihrem Bestand und zur Natur definieren, also ein Blick darauf, wie wir miteinander wohnen, arbeiten, leben und lieben. Die Ressourcen einer Stadt gehören allen, und alle haben ein Recht auf ein BETTER LIVING – das wäre eine gute Ausgangslage. Das ökonomische Modell muss passen, dann kann auch die Architektur dafür sorgen, das Zusammenleben sozialer, gemeinnütziger, kommunikativer, klimatauglicher und empathischer zu machen.
Top Down
Versus Bottom Up
Die AGENCY FOR BETTER LIVING fragt nach Alternativen zur spekulativen Wohnbauproduktion. Dafür stellt sie folgende These auf: Für zukünftige, bessere Formen des Zusammenwohnens ist ein vielfältiges Lernen von verschiedenen Seiten notwendig. Für den österreichischen Biennale-Beitrag werden zwei parallele, aber unterschiedliche „mythische“ Geschichten erzählt, mit zwei gegensätzlichen Ansätzen. Einmal ist es die seit über einhundert Jahren erfolgreiche soziale Wohnraumplanung in Wien, ein einzigartiges System, in dem eine Stadt dafür sorgt, dass (fast) alle eine leistbare Wohnung erhalten. Wien steht exemplarisch für das Top-down-Modell. Zum anderen ist dies die Geschichte informellen Wohnens in Rom, ein exemplarisches Modell für Bottom-up-Strategien, das durch die Wiederverwendung von Bauruinen und ehemaligen Infrastrukturen erstaunliche Wohn- und Lebensformen hervorgebracht hat. Beide Systeme liefern im Pavillon die Grundlage für ein Weiterdenken, wie leistbares Wohnen und BETTER LIVING zukünftig gelingen könnten. Die Ausstellung im Pavillon erzählt diese beiden Geschichten über Themen, Häuser und Strukturen in Wien und Rom, mit teils erstaunlichen Parallelen.

Proteste am Lago Bullicante - Ex-Snia in Rom
Foto: Pierre Kattar